31. Mai 2020 /
Selbstliebe und Aknenarben
Selbstliebe und Aknenarben
Es möge doch selbstverständlich erscheinen, dass man sich selbst mag. Schließlich wird man doch in die Welt geboren und steckt von jeher in diesem einen Körper.
In diesen Gedanken und in diesen Emotionen.
Man kennt sich besser als jeden anderen und weiß genau, wie man wann und warum genau so gehandelt hat.
Oder etwa nicht?
Man kennt die eigene Vergangenheit. Die Gegenwart. Und man erahnt zumindest die nahe Zukunft.
Und doch ist kaum wer so kritisch mit uns, wie wir es selbst sind. Was wir alles nicht mögen…
Wir mögen unsere Aknenarben nicht – Ach, was für eine Imperfektion aber auch. Oder wir mögen unser Haar nicht. Ist ja auch viel zu fettig am Ansatz und viel zu struppig in seinen Spitzen. Wir mögen unsere Stimme nicht, klingt ja auch wirklich eigenartig. Ist sie zu hoch? Oder doch zu tief? Auf jeden Fall nicht liebenswürdig…
Wir mögen unseren linken kleinen Finger nicht, der ist schief, irgendwie. Oder war es der rechte?
Achja, auch den Namen mögen wir nicht. Wer mag denn schon seinen eigenen Namen?
Dabei ist der Name doch der, der gerufen wird, wenn jemand uns was sagen möchte. Es ist der Name, den wir am häufigsten im Leben hören werden. Jemand schenkt uns Aufmerksamkeit, wenn er unseren Namen ruft. Jemand flüstert ihn uns ins Ohr, um uns zu sagen, dass er uns liebt. Also warum mögen wir ihn nicht?
Und der kleine Finger, der die Wangen unserer Liebsten streicheln darf. Er hat doch schon so vieles berührt und schon so viel Empfinden gespürt. Er hat so vieles ertasten dürfen, andere Hände gehalten, Texte geschrieben oder Musik erschaffen.
Die Haare, die im Winde tanzen, wenn wir an einem schönen Ort sind. Es sind diese, die den Rahmen unseres Gesichtes schaffen und es beschützen, wenn wir uns nicht zeigen möchten.
Und diese verdammten Narben, die so viele Momente mit uns erlebt und uns stark gemacht haben, weil wir uns damit auseinandersetzen mussten. Uns damit zeigen mussten. Anderen erklären mussten, warum wir solche „Punkte“ im Gesicht haben…
Das alles sind wir. Es gehört zu uns. Es macht uns zu dem ICH, das wir sind. Und uns gibt es nur einmal auf dieser Welt. Nur dieses EINE Mal. Und das macht uns so unglaublich einzigartig. Und darum wird es nun doch plötzlich selbstverständlich, dass wir uns mögen, nein, gar lieben sollten. Alles andere würde dieser Einzigartigkeit nicht gerecht werden. Vor allem aber:
Wir sind es wert!
Wir alle sind es wert, uns zu lieben!
Uns so anzunehmen, wie wir nun mal sind.
Ich bin es wert, mich zu lieben! DU bist es wert, dich zu lieben!
Also was hält uns davon ab?
Angst? Verurteilungen? Bewertungen? Die Meinung der berüchtigten Anderen? Selbstmitleid? Unsere Vergangenheit? Unsere Kindheit? Oder vielleicht unsere Glaubenssätze?
So vieles kann dafür verantwortlich sein, dass wir uns nicht so lieben können, wie wir sind. Aber es steht in der Macht eines jeden einzelnen von uns, genau gegen diese Hindernisse anzugehen, diese Fragen aufzuklären und selbst unser Leben in die Hand zu nehmen, statt uns lenken und kontrollieren zu lassen, von alldem, das uns so sehr beeinflusst.
Und nur dann, werden wir endlich Herrin unseres Lebens, betrachten uns im Spiegel, lächeln unsere Punkte an, während wir liebevoll unseren Namen flüstern.